Das Wort zum Sonntag, ähhhhh Freitag

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Vor allem christsoziale Politiker sehen sich in jüngster Zeit von Diskriminierung betroffen. Oft werden sie einfach nicht verstanden und werden von vermeintlichen Gutmenschen diffamiert. Höchste Zeit, endlich aufeinander zuzugehen, findet Pfarrer Ralf Habibi von der ökumenischen Gemeinde Schkeuditz.

Pfarrer Ralf Habibi von der ökumenischen Gemeinde Schkeuditz (Foto privat)

Der für das Satiremagazin Nachschlag produzierte Beitrag zum Nachhören:

 

31.000 Verse und über 700.000 Worte – die heilige Schrift zeigt uns in jeder Lebenslage den richtigen Weg. Schon im Markusevangelium im zweiten Buch des Neuen Testaments steht geschrieben, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Doch schon seit einigen Monaten wird dieses Gebot mit Füßen getreten. Menschen, die sich im gesellschaftlichen Abseits befinden, die unsere Sprache nur kaum beherrschen und deren Kultur uns fremd ist – statt ihnen die Hand zu reichen, verhöhnen, beschimpfen und beleidigen wir sie.

Dabei nehmen doch gerade Politiker wie Horst Seehofer, Markus Söder und Alexander Dobrindt das Markusevangelium so wörtlich. Sie lieben jene, die ihnen am nächsten sind – die Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Im Schweiße ihres Angesichts verteidigen sie die europäische Außengrenze in den Plenarsälen unseres Landes. Mit ihrem klaren Eintreten für einen Aufnahmestopp und dem staatlich garantierten Recht auf Ertrinken im Mittelmeer sorgen sie dafür, dass wir dem Gebot der Nächstenliebe auch auf deutschem Boden weiterhin ganz bequem folgen können. Denn auch heute gilt: Was nicht wehtut, das ist gut.

Doch warum schlägt diesen wackeren Verteidigern des Abendlandes und unserer christlichen Werte nun so viel Hass entgegen? Nun, nicht jeder von uns wandert auf dem Pfad der Tugend. Unseren Glaubensbrüdern- und Glaubensschwestern in München, Berlin und Brüssel bleibt daher nur, sich an der Bergpredigt zu orientieren. Jesus forderte da seine Jünger auf, wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.

Genau das tun unsere Minister nun auch. Denn mit ihrem auf dem EU-Gipfel beschlossenen Plan, Aufnahmezentren für Flüchtlinge auf europäischem Boden zulassen zu wollen, gehen sie einen großen Schritt auf ihre ärgsten Kritiker zu. Und vielleicht sollten die Frauen, die diese ministerialen Mannesbilder so hart kritisieren, sich die Aufforderung des „Alten Testament“ zu Herzen nehmen, die besagt: Dein Born sei gesegnet, und freue dich des Weibes deiner Jugend. Sie ist lieblich wie eine Gazelle und holdselig wie ein Reh. Laß dich von ihrer Anmut allezeit sättigen und ergötze dich allewege an ihrer Liebe.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Wochenende.

Ihr Pfarrer Ralf Habibi