Geburtsstunde über dem Nordatlantik

Am 26. Oktober 1958 – also vor genau 60 Jahren – begann mit dem Start des Pan-Am-Fluges 114 vom New Yorker Idlewild Airport nach Paris Le Bourget eine neue Ära in der Zivilluftfahrt. Die erste transatlantische Linienverbindung mit einem Düsenflugzeug bewies, ohne die neue Technologie des Strahltriebwerks ist die Luftfahrt der Zukunft nicht mehr denkbar.

Start des Pan-Am-Fluges 114 in New York (Gemälde: John T. McCoy)

Warum Pan-Am-Flug 114 so bedeutend für die Luftfahrt war, habe ich bei den Kollegen von mephisto 97.6 erklärt:

Eigentlich ist die Funktionsweise des Strahltriebwerks relativ einfach. Ein Kompressor verdichtet vorn die Luft, Treibstoff wird eingespritzt und gezündet. Die Verbrennung drückte die Abgase mit hohem Tempo hinten aus einer Düse. Dabei drehen sich die Schaufeln der Turbine, die wiederum den Kompressor antreibt.

Mit diesem neuen Triebwerk war es nicht nur möglich, deutlich schneller zu fliegen als mit den bis dahin üblichen Kolbenmotoren, die einen Propeller antreiben. Die neue Technik war zudem deutlich zuverlässiger und vor allem sparsamer. Denn durch ihre hohe Leistungsfähigkeit konnten mehr Fluggäste über eine größere Entfernung transportiert werden.

Erfolgsgarant aus dem Hause Boeing 

Der von Pan American für die neue Direkt-Flugverbindung von New York nach Paris eingesetzte Maschinentyp hatte aber nicht nur neue und moderne Triebwerke. Die frisch eingeflottete Boeing 707 wies zahlreiche weitere technische Neuerungen auf. Dazu gehörte eine gepfeilte Tragfläche, die eine sehr schnelle Reisegeschwindigkeit ermöglichte. Das ausgeklügelte Landeklappensystem der Boeing 707 verlieh der Maschine zudem hervorragende Flugeigenschaften und ein gutmütiges Flugverhalten – auch in kritischen Flugphasen wie dem An- und Abflug.

Wie progressiv das Design der 707 war, zeigt die Tatsache, dass der Typ noch heute weltweit als Militärmaschine im Einsatz ist. Auch dieser Tage produziert Boeing mit ihrem Verkaufsschlager 737 ein Flugzeug, dessen Rumpf ähnlich konstruiert ist wie der Rumpf der Boeing 707 – inklusive der markanten, spitz zulaufenden Nase.

Die Boeing 707 war Pan Americans ganzer Stolz, wie dieser Werbefilm aus dem Jahr 1958 zeigt:

Doch auch die Flugverbindung selbst sorgte für ein wegweisendes Umdenken in der Luftfahrtbranche. Denn bis dahin war es auch auf langen Flugverbindungen unüblich, direkt zum Ziel zu fliegen. Das lag zum einen natürlich an den technisch bedingten eingeschränkten Möglichkeiten der damaligen Zeit. Viele Fluggesellschaften planten aber auch aus wirtschaftlichem Kalkül heraus viele Zwischenlandungen in ihre Flugverbindungen ein.

Direktflüge auch auf Langstrecken

Wenn man also von New York nach Paris flog, dann gab es meist Zwischenlandungen in Kanada, Grönland, Island, Irland und England, ehe man in Paris landete. Dadurch waren Reisende oft nicht nur etliche Stunden, sondern mitunter zwei oder drei Tage unterwegs, ehe sie ihr Ziel erreichten. Pan American traute sich also nicht nur einen neuen und unbekannten Flugzeugtypen einzusetzen, sondern auch sein Streckennetz radikal zu verändern und vermehrt auf Direktflüge zu setzen. So konnte die Flugzeit über den Nordatlantik auf etwa acht Stunden verkürzt werden.

Für Pan American sollte sich der Wagemut dieser Tage auszahlen. Über drei Jahrzehnte dominierte der legendäre Carrier aus den USA mit seinem markanten Globuslogo den Flugverkehr über dem Nordatlantik. Aber auch im Rest der Welt, war sie mit ihrem dichten Streckennetz über viele Jahre unangefochtener Marktführer.

Ende einer Legende

Heute ist die auch als „Pan Am“ bekannte Fluglinie Geschichte. Zahlreiche Managementfehler ließen schon in den 80er-Jahren den Glamour an Bord verblassen ehe Pan Am der eigene Erfolg zum Verhängnis wurde. Denn immer wieder wurden Flugzeuge der Airline, die in der Zeit des Kalten Krieges wie ein fliegende Botschafter der freien Welt wirkte, zu Zielen von Terroristen.

Der Bombenanschlag von Lockerbie, durch den am 21. Dezember 1988 in Schottland 270 Menschen starben, war der endgültige Todesstoß für Pan Am. Die Fluggäste mieden die Airline und knapp drei Jahre später stellte „America’s airline to the world“ den Flugbetrieb ein.