„If it’s not a Boeing, I’m not going.“

Es gibt wohl keinen Flughafen, den er nicht gesehen und keine Wetterlage, die er nicht durchflogen hat. Zum 65. Geburtstag Anfang Februar war dann Schluss – Joe Moser verabschiedete sich in die Pilotenrente. Zeit für einen kleinen Rückblick.
Der langjährige Flugkapitän Joe Moser im Gespräch mit mephisto 97.6 Moderator Yannick Jürgens.

Wäre es nach den gängigen Klischees gegangen, die Tirolern auch heute noch nachhängen, dann hätte aus Joe Moser eigentlich ein Bergsteiger oder Skifahrer werden müssen – er hingegen wählte einen anderen Weg. 1953 geboren, wuchs er in direkter Nähe zum Innsbrucker Flughafen auf. Die zahlreichen Sport-, Privat und Segelflieger am heute drittgrößten Airport der Alpenrepublik ließen da einen anderen Berufswunsch aufkommen: Pilot.

Langer Weg ins Cockpit

Joe Moser verfolgte dieses Ziel mit viel Ehrgeiz. Bereits mit 14 Jahren saß er im Cockpit von Segelflugzeugen, später folgten Lizenzen für Motorflugzeuge und das Fallschirmspringen. Nach dem Abitur zog es ihn dann nach Deutschland, genauer gesagt nach Mühlheim an der Ruhr, wo auch heute noch die Fachschule für Luftfahrzeugführer ihren Sitz hat. Es ist die älteste private Flugschule für Berufspiloten in Deutschland. Sie zählt zu den anerkanntesten Schulen in Deutschland. Nach seinem Abschluss führte es ihn direkt ins Cockpit.

Pilotenkarriere als Option

Der lange Weg von ersten Fluglizenzen bis hin zum ausgebildeten Piloten bezeichnet Moser zwar als klassisch, allerdings sei dieser Werdegang immer seltener. Stattdessen würden junge Menschen die Karriere als Pilot eher als Option betrachten, die sie erst nach dem Schulabschluss ergreifen. Das führe letztendlich dazu, dass viele junge Piloten das Fliegen nicht mehr von der Pieke auf erlernen. Daher fehle es modernen Piloten an grundlegenden fliegerischen Fähigkeiten – der Pilot hat infolgedessen eher eine systemüberwachende als eine systemsteuernde Rolle.

Flache Hierachien

Zu Beginn seiner Karriere beim Ferienflieger LTU wären sich die Piloten ihrer Rolle noch voll und ganz bewusst gewesen, so Moser. Das führe aber auch dazu, dass der Kapitän nicht nur das letzte Wort, sondern auch die absolute Entscheidungsgewalt hatte. Der Co-Pilot hingegen wurde – trotz seiner gleichwertigen Pilotenausbildung – vom Kapitän auch gern ignoriert. Dieses Verhalten hat vor allem in den 1970er Jahren zu zahlreichen schweren Flugzeugunglücken beigetragen. Daraufhin wurde das Crew-Ressource-Management eingeführt. Dadurch soll die Zusammenarbeit im Cockpit durch eine flachere Hierarchie und abgestimmte Kommunikation verbessert werden. So können zum Beispiel in Notsituation die Aufgaben besser verteilt werden.

Kameras im Flugzeug

Doch trotz des übergesteigerten Egos einiger LTU-Kollegen fühlte sich Moser beim Ferienflieger wohl und blieb dort für viele Jahre. Er wurde Kapitän und später Chefpilot. In all den Jahren gab es kaum Orte, an die er nicht flog. Mögen es Destinationen in Fernost oder das von Moser immer gern angeflogene Havanna sein, so sind es aber vor allem die Flüge zum Nordpol und auf die Malediven, die ihn auch außerhalb des Cockpits bekannt gemacht haben. Denn die von Thomas Aigner produzierten Dokumentationen von PilotsEYE.tv haben Moser auf dem Weg zu diesen besonderen Zielen begleitet. Die Filme bieten einen detaillierten Einblick in die Arbeit im Cockpit. Dabei werden alle Flugphasen vom Beobachterplatz aus mit mehreren Kameras aufgenommen und auf Spielfilmlänge zusammengefasst. Was für den Zuschauer ein spannendes Filmerlebnis ist, kann für die Cockpitbesatzungen als Protagonisten aber auch unangenehme Momente bereithalten, weiß Moser im Interview zu berichten.

Was Joe Moser im Interview mit Moderator Yannick Jürgens über seine Pilotenkarriere zu erzählen weiß, können Sie hier nachhören:

Redaktion: Annika Sparenborg, Thomas Tasler und Moritz Fehrle